indische Schriften.

indische Schriften.
ịndische Schriften.
 
Alle indischen Schriften im engeren Sinne sind aus der altindischen Brahmischrift abgeleitet. Daneben gibt es Sonderformen von beschränkter lokaler und nur historischer Bedeutung wie die noch immer unentzifferte Schrift der Induskultur (Indusschrift) und die von der aramäischen Schrift des Perserreiches abgeleitete Kharoshthischrift (250 v. Chr. bis etwa 400 n. Chr.), die wie die semitischen Schriften von rechts nach links läuft und nur Zeichen für Konsonanten besitzt (Vokale werden wie in den indischen Schriften durch die diakritischen Zeichen angegeben).
 
Die Brahmischrift scheint mit den phönikischen Schriften des 1. Jahrhunderts v. Chr. verwandt zu sein, ist aber der Phonetik des Sanskrit angepasst: Sie verläuft von rechts nach links; sie hat besondere Zeichen für unbehauchte und behauchte Konsonanten und unterscheidet zwischen Tenues und Media; sie bezeichnet Gutturale, Palatale, Zerebrale, Dentale, Labiale, Halbvokale und Sibilanten. Alle Zeichen stehen für den jeweiligen Konsonanten und den Vokal »a« (z. B. ka, nicht k); separate Vokalzeichen gibt es nur für Vokale in Anfangsstellung und nach Vokal; nach Konsonanten werden Vokale (außer »a«) durch diakritische Zeichen angegeben. Dieses System ist mit nur geringfügigen Veränderungen in den acht Hauptschriften und einigen Sonderschriften in Indien und Bangladesh wirksam.
 
Von den späteren Entwicklungsstufen des Brahmisystems ist die Schrift des Guptareiches (um 400 n. Chr.) besonders wichtig. Varianten von ihr haben sich nach Zentralasien verbreitet. Als Palischrift hat sie die Schriftsysteme in Sri Lanka (singhalesische Schrift), Birma und Thailand gestaltet. Auch die altjavanische Kawischrift und andere historische indonesische Schriften bezeugen ihren weiten Einfluss. In Indien gehen die großen Schriften des Nordens auf die Guptaschrift zurück.
 
Die wichtigste indische Schrift ist die Devanagarischrift (oder Nagarischrift), die seit dem 9. Jahrhundert in weiten Gebieten Nord- und Zentralindiens gebräuchlich ist. Die südliche, mehr auf Wellenlinien und Ornamenten aufgebaute Schriftengruppe weicht äußerlich stark von den nördlichen, eher spitzwinkligen Schriften ab, ihrem System nach ist sie aber identisch mit ihnen. Für Telugu und Kannada wird fast die gleiche Schrift benutzt. Die Malayalamschriften und Tamilschriften sind entfernt ähnlich, allerdings sind in der Tamilschrift dem Konsonantenstand entsprechende Vereinfachungen eingetreten (keine Zeichen für behauchte Konsonanten und für Media).
 
 
V. Kannaiyan: Scripts in and around India (Madras 1960);
 A. H. Dani: Indian paleography (Oxford 1963);
 Schriftsysteme in Indien, in: Studium generale, Jg. 20 (1967); A. Schimmel: Islamic calligraphy (Leiden 1970);
 O. von Hinüber: Der Beginn der Schrift u. frühe Schriftlichkeit in Indien (1990).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
indische Sprachen, Schriften und Literaturen
 

Universal-Lexikon. 2012.

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